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BenutzerhandbuchDas kISDN Telefon
Das herausstechendste Merkmal der Version 0.7 von kISDN dürfte wohl zweifelsohne das eingebaute Telefon sein. Es ist jetzt erstmals - zumindest soweit uns bekannt ist - möglich, mit einem GUI-Programm von seinem Linux-Rechner aus zu telefonieren. Allerdings stellt dieses Feature gewisse Anforderungen an Hardware und Treiber, dazu mehr im nächsten Kapitel. Für die Zukunft planen wir, das Telefon von kisdn abzutrennen, genau wie dies schon mit kcmkisdn geschehen ist. kISDN wird dann zu einem Paket mit mehreren Einzelkomponenten, die sich auf eine einzige Konfiguration beziehen.
16. Vorbereitungen
Die Inbetriebnahme des Telefons erfordert leider ein paar Vorbereitungen, dafür hat man anschliessend ein Tool, das bisher nur Benutzern alternativer Betriebssysteme (Sie werden wissen, was ich meine ;-) vorbehalten war.
Das wesentliche Stichwort bei der Telefonie ist Full Duplex Unterstützung, was heisst das ? Ein Telefongespräch ist i.a. ein Dialog, d.h. die Komunikation ist zweiseitig: Ich höre den anderen und der andere hört mich. Daß der andere mich hören kann, liegt daran, daß der Schall von meinem Mikrofon in elektrische Signale verwandelt wird, die Soundkarte wandelt diese (analogen) Signale in ein digitales Format um und diese (digitale) Information wird über die ISDN-Leitung zu meinem Gesprächspartner geschickt. Umgekehrt höre ich mein Gegenüber, weil über die ISDN-Leitung digitale Information kommt, diese von meiner Soundkarte in ein analoges Signal umgeformt und an meine Boxen/Stereo- anlage weitergegeben wird. Um nun gleichzeitig sprechen und hören zu können, müssen die Soundkarte und der Treiber, der sie ansteuert, in der Lage sein, Signale quasi gleichzeitig in beide Richtungen weiterleiten zu können. Karten bzw. Treiber, die Information nur in jeweils eine Richtung transportieren können, nennt man Half Duplex, Karten und Treiber, die beide Richtungen gleichzeitig bedienen können heissen entsprechend Full Duplex.
Ganz offensichtlich macht Half Duplex beim Telefonieren keinen Sinn, es gilt also auszuloten, inwieweit Karte und Treiber Full Duplex unterstützen.
Hardware (Soundkarten)Leider haben wir nur wenig Informationen bzgl. Full Duplex Unterstützung diverser Soundkarten. Ganz allgemein läßt sich aber wenigstens sagen: Die Soundblaster 16 und alle ihre Nachfolger (AWE32/AWE64/AWE64Gold) sind allesamt Full-Duplex-fähig.
Software (Treiber)Ein besonderes Hemmnis für die Telefonie unter Linux stellt der in Linux standardmäßig installierte Soundtreiber (OSS/Free) dar, denn leider ist er nicht Full-Duplex-fähig :-( Es kursieren zwar Gerüchte, daß es Patches gibt, die OSS/Free Full-Duplex-fähig machen, aber wahrscheinlich ist man besser mit einer der beiden folgenden Alternativen bedient:
Wir haben kISDN mit beiden Treibern getestet und beide für gut befunden, allerdings gestaltet sich die Installation des ALSA-Treibers etwas komplizierter als die von OSS/Linux.
- Die Vollversion von OSS/Linux (Open Sound System, z.Zt. Version 3.9.1g), die allerdings kostenpflichtig ist ($20), erhältlich bei 4Front-Tech
- Der in der Entwicklung befindliche ALSA-Treiber (Advanced Linux Sound Architecture), GPL-lizenziert (kostenlos), erhältlich von http://alsa.jcu.cz
Sollten Sie die Installation des neuen Soundtreibers gemeistert haben, können Sie die Full-Duplex-Fähigkeit leicht mittels
cat /dev/sndstat überprüfen, es muß ein Hinweis auf das Full-Duplex-Feature zu finden sein, wie hier beispielsweise beim OSS/Linux:
Audio devices: 0: SoundBlaster PnP (4.16) (DUPLEX) 1: SB secondary device (DUPLEX) Testen Sie auf jeden Fall auch, ob andere Sound-Applikationen mit diesem Treiber zufriedenstellend funktionieren, damit schließen Sie zumindest schon mal eine mögliche Fehlerquelle aus.
17. Inbetriebnahme
Starten Sie bitte nun das Wählprogramm (kisdn) und öffnen Sie - falls kisdn gedockt war - das Hauptfenster. Werfen Sie einen Blick auf die beiden LED's unterhalb des Telefon-Buttons:
Es sollte - wie in dieser Darstellung - die grüne LED aufleuchten, andernfalls steckt in Ihrer Sound-Konfiguration noch irgendwie der Wurm; in der Regel zeigt kISDN bei solchen Problemen schon beim Start eine Hinweisbox, die auf das spezifische Problem hindeutet.
Solange hier die rote LED leuchtet, ist Telefonieren mit kISDN nicht möglich, die Signalisierung von Anrufen funktioniert allerdings unabhängig davon (nur daß man eben den Anruf nicht entgegennehmen kann).
Sollte dagegen die grüne LED leuchten, dann steht einem ersten Anruf aller Voraussicht nach nichts mehr im Weg :-).
18. Der erste Anruf
Öffnen Sie bitte nun den Telefon-Dialog, indem Sie einfach auf den schon genannten Knopf mit dem grünen Telefon clicken, es sollte sich folgendes Bild bieten:
Tippen Sie nun einfach einmal die MSN Ihres regulären Telefons ein, das kann entweder per Tastatur oder auch per Maus geschehen. Clicken Sie bitte anschließend auf den 'Wählen'-Button,
(vergessen Sie bitte nicht Lautsprecher und Mikrofon scharfzumachen !), und laufen Sie zu Ihrem echten Telefon: Es klingelt. Sich selbst anzurufen, ist meist etwas kompliziert, legen Sie daher im Telefon-Dialog auf, indem Sie den 'Auflegen'-Knopf
drücken. Ihr echtes Telefon sollte jetzt wieder verstummen. Drücken Sie einmal auf die Leertaste, woraufhin die Nummer im Display wieder gelöscht wird, und tippen Sie dann einmal die Nummer der Zeitansage oder die Nummer eines (guten) Freundes ein (man weiß nie, was beim ersten Anruf mit kISDN passiert, daher sollte man nicht als erstes versuchen, seinen Chef anzurufen ;-). Drücken Sie wieder den 'Wählen-Button' und warten Sie diesmal, bis sich etwas tut; in der Regel gibt es dabei eigentlich keine Probleme, aber man weiß ja nie...
19. Die Telefon-Kontrollen im Einzelnen
Werfen wir nun einen Blick auf die einzelnen Elemente des Telefons. Dies etwa
ist das Telefon-Display. In der obersten Zeile sehen Sie die Telefonnummer der Gegenstelle, darunter entweder einen Namen (sofern kISDN die Nummer kennt, sie muß in kISDN's Telefonbuch eingetragen sein damit das der Fall ist), oder '(unbekannt)' (in dem Fall existiert kein passender Eintrag im Telefonbuch). In der 3. Zeile wird der Status der ISDN-Leitung angezeigt, im obigen Fall ist der Status 'Ruht', d.h. wir sind nicht verbunden und werden auch gerade nicht angerufen.
Die möglichen Zustände sind:
- Ruht
- Die Leitung wird nicht benutzt, weder eingehend noch ausgehend.
- Eingehender Ruf
- Es kommt ein Anruf rein, bevor Sie eine Nummer eingetippt haben; Sie können den Anruf jetzt einfach durch Click auf den 'Wählen'-Button (blauer Telefonhörer) annehmen.
- Ausgehender Ruf
- Sie haben eine Nummer eingegeben und den 'Wählen'-Button gedrückt, die Verbindung ist aber noch nicht zustandegekommen (Gegenseite hat noch nicht abgenommen)
- Verbunden (ein)/(aus)
- Die Telefonverbindung steht; das '(ein)' bzw. '(aus)' signalisiert ein- bzw. ausgehende Verbindung (bezahle ich dieses Gespräch oder muß der andere zahlen ?).
- Stumm (ein)/(aus)
- Zeigt an, daß die Verbindung auf 'stumm' geschaltet wurde; Vorsicht: Das '(ein)' bzw. '(aus)' bezieht sich nicht auf den Zustand der Stumm-Funktion !
- Fehlschlag (aus)
- Sie haben versucht, einen Anruf zu machen, aber es kam keine Verbindung zustande (z.B. wenn Sie sich selbst unter Ihrer eigenen MSN anrufen).
- Aufgelegt (Wir)/(GS)
- Erscheint für ein paar Sekunden nach Beenden der Verbindung, '(Wir)' zeigt an, daß die Verbindung von Ihrer Seite aus beendet wurde, '(GS)' wiederum, daß die Gegenstelle aufgelegt hat.
Rechts neben dem Leitungs-Status ist eine Uhr, die die Gesprächsdauer mitstoppt (mitunter sehr aufschlußreich !).
Unterhalb des Displays sind eine Reihe von Funktionstasten angeordnet, die im einzelnen folgende Bedeutung haben:
Die im Display stehende Nummer wird gewählt; wenn der Telefondialog geöffnet wird, keine Rufnummer im Display steht und dann ein Anruf reinkommt, dient dieser Button auch zur Annahme des Gesprächs Die Verbindung bzw. der Verbindungsversuch (Gegenstelle nimmt nicht ab) wird beendet. Schaltet den Anrufbeantworter ein bzw. aus. Diese Funktion ist in kISDN 0.7 noch nicht verfügbar ! Öffnet das Telefonbuch, aus dem man die zu wählende Nummer direkt per Click auswählen kann. Öffnet die Anrufliste, auf der alle eingehenden Anrufe mit Uhrzeit und Datum vermerkt werden. Auch die Telefontastatur verfügt über ein paar funktionelle Tasten, dies sind
Löscht die am weitesten rechts stehende Ziffer im Display; alternativ kann auch [Backspace] auf der Tastatur gedrückt werden. Löscht die komplette, im Display angezeigte Nummer; das ist gleichbedeutend mit Drücken von [Space] auf der Tastatur. Wahlwiederholung. Die zuletzt angewählte Nummer wird im Display angezeigt; ein Click auf den 'Wählen'-Button stellt dann die Verbindung her. Stummschaltung. Clicken dieses Buttons schaltet die Verbindung stumm (in beide Richtungen), im Display wird 'Stumm' angezeigt. Erneutes Drücken hebt die Stummschaltung wieder auf, im Display erscheint 'Verbunden'. Kleines Gimmick am Rande: Tippt man die ersten Ziffern einer Nummer ein und die Zuordnung zu einer Nummer in kISDN's Telefonbuch ist eindeutig, dann vervollständigt Drücken der [<]-Taste auf der Tastatur die Nummer.
Während einer Verbindung stellt man nicht selten fest, daß die Gegenstelle zu laut oder zu leise zu hören ist; genauso beklagt sich auch die Gegenstelle hin und wieder, daß man zu leise spricht. Das hat natürlich auch damit zu tun, daß man bei kISDN quasi frei spricht und oft ist man sich nicht bewußt, wie weit man gerade vom Mikrofon entfernt ist. Außerdem ist es sehr lästig, wenn der Anrufer sich - aufgrund einer zu lauten Wiedergabe über Boxen - selbst hört (Halleffekt, Rückkopplung). Damit man in solchen immer wiederkehrenden Situationen nicht ständig den Mixer konsultieren muß, erlaubt kISDN's Telefon die Einstellung von Mikrofon-Empfindlichkeit und Wiedergabe-Lautstärke direkt im Telefondialog:
Die linke Schieberstellung bedeutet 'ganz heruntergeregelt', die rechte Schieberstellung wiederum 'voll aufgedreht'. Im Endeffekt fährt man bei o.g. Problemen mit einem Headset am besten; leider sind wirklich gute Headsets z.Zt. preislich recht hoch angesiedelt.Dann wäre da noch das Aufnahmegerät, das aber in der Version 0.7 noch nicht implementiert ist. Mit ihm wird man Gespräche bzw. Gesprächsteile aufnehmen und abspielen können; überhaupt haben wir noch ausgedehnte Pläne, was die Zukunft von kISDN angeht (Anrufer-sensitiver Anrufbeantworter, Least Cost Routing, Bildtelefon usw...).
20. Behandlung eingehender Anrufe
Je nachdem, welche Dialoge von kISDN geöffnet sind und wie deren Status ist, wird die Anrufsignalisierung anders gehandhabt.
- Wenn der Telefondialog geschlossen, oder kISDN gedockt ist, dann poppt bei einem Anruf eine Signalisierungsbox auf:
Man kann jetzt den Anruf ignorieren (Vorsicht: Man kann sich danach nicht mehr anders entscheiden, obwohl der Anruf dann noch weiter wartet, erkennbar an einer leuchtenden gelben LED im Monitor bzw. Dock-Fenster !) oder annehmen. In letzterem Fall öffnet sich der Telefondialog und Anrufer, Leitungsstatus und Zeit werden angezeigt.
- Wenn der Telefondialog geöffnet ist und Sie gerade eine Nummer eingeben (die Telefonnummern-Zeile im Display ist nicht leer), dann poppt wieder eine Signalisierungsbox auf (andernfalls würden Ihre bis dahin eingetippten Ziffern überschrieben werden, auch wenn sie den Anruf gar nicht annehmen wollen). Das Verfahren ist dann das gleiche wie im vorigen Punkt.
- Wenn der Telefondialog geöffnet ist, aber das Display ist noch leer (Sie haben noch nicht begonnen, eine Nummer einzugeben), dann zeigt kISDN den Anruf direkt auf dem Display und man kann den Anruf mit dem 'Wählen'-Button annehmen (blauer Telefonhörer).
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T. Westheider / 28. Oktober 1998 - kISDN Release 0.7.0